Radiojodtherapie
Was ist eine Radiojodtherapie?
Die Radiojodtherapie ist eine Therapieform, die bei Schilddrüsenüberfunktion als Alternative zur Operation sinnvoll sein kann und bei Schilddrüsenkrebs meist als zusätzliche Therapie nach Operation durchgeführt wird.
Was ist das Prinzip einer Behandlung mit radioaktivem Jod?
Radioaktives Jod-131 wird so wie nicht-radioaktives Jod verstoffwechselt und vor allem in Schilddrüsenzellen aufgenommen. Die Beta-Strahlung von Jod-131 hat nur eine geringe Reichweite im Gewebe und zerstört dann zielgerichtet jene Zellen, die zu viel Schilddrüsenhormon produzieren bzw. bei der Nachbehandlung nach Schilddrüsenkarzinom noch vorhandene Schilddrüsenzellen.
Warum wird eine Radiojodtherapie empfohlen?
Eine Radiojodtherapie wird hauptsächlich bei Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt, die mit einer Schilddrüsenüberfunktion einhergehen, wie z.B. Morbus Basedow oder heiße Knoten. Die Radiojodtherapie kann also in so einem Fall anstatt einer Schilddrüsenoperation durchgeführt werden.
Bei einer Krebserkrankung der Schilddrüse wird einige Wochen nach der Operation zusätzlich eine Radiojodtherapie durchgeführt, um auch letzte mögliche Reste an Schilddrüsenzellen im Körper zu zerstören.
Was sind die Vorteile einer Behandlung mit radioaktivem Jod-131?
Das radioaktive Jod zerstört zielgerichtet genau jene Schilddrüsenzellen, die behandelt werden müssen.
Es kann es weder zu einer Schädigung der Stimmbandnerven noch zu einer Verletzung der kleinen Nebenschilddrüsen kommen. Auch das nach einer Operation vorhandene Risiko der Nachblutung fällt weg.
Im Vergleich zu diagnostischen Methoden ist die Strahlenbelastung höher, sie kann in etwa mit der gesundheitlichen Belastung durch eine Narkose verglichen werden. Tumorerkrankungen als Spätfolge einer Radiojodtherapie können erst dann auftreten, wenn bei Schilddrüsenkrebs-Patienten viele Radiojodtherapien in Folge gemacht werden müssen.
Wann ist eine Radiojodtherapie NICHT geeignet?
Die Radiojodtherapie wird nicht zur Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion (z.B. bei chronischer Immunthyreoiditis Hashimoto) eingesetzt.
Eine Radiojodtherapie wird nicht bei Schwangeren und Stillenden durchgeführt.
Bei Morbus Basedow mit Augenmitbeteiligung können sich die Augenbeschwerden durch eine Radiojodtherapie unter Umständen verschlechtern. Bei Morbus Basedow mit Augenmitbeteiligung wird daher individuell entschieden, ob eine Radiojodtherapie eine geeignete Therapiemöglichkeit ist.
Wo und wie wird eine Radiojodtherapie durchgeführt?
Bei einer Radiojodtherapie schluckt der Patient einmalig eine Kapsel mit radioaktivem Jod. Die verabreichte Jodmenge wird individuell auf den Patienten abgestimmt.
Jod hat die Eigenschaft, dass es sich im menschlichen Körper hauptsächlich in der Schilddrüse anreichert. Auch das radioaktive Jod wandert daher in die Schilddrüse und zerstört dort gezielt die Zellen, die zu viel Schilddrüsenhormon produzieren. Die Behandlung ist schmerzlos.
Die Radiojodtherapie kann manchmal ambulant erfolgen, meist wird sie
in spezialisierten Kliniken auf einer
nuklearmedizinischen Bettenstation durchgeführt. Die Aufenthaltsdauer
im Krankenhaus beträgt üblicherweise einige Tage (abhängig von der verabreichten
Jodmenge und der Geschwindigkeit des Abbaus kann sie in Einzelsituationen
aber bis zu zwei Wochen betragen).
Wie muss ich mich auf eine Radiojodtherapie vorbereiten?
Vor der Radiojodtherapie muss für etwa vier Wochen eine Jodkarenz eingehalten werden, das heißt eine streng jodarme Ernährung. Dadurch reichert sich dann das radioaktive Jod, das man in Kapselform schluckt, besonders effektiv in der Schilddrüse an.
Nach der Radiojodtherapie
Bis ungefähr eine Woche nach der Therapie strahlt der Patient leicht radioaktiv und sollte deshalb zur Sicherheit einen Abstand von zwei Metern zu Familienmitgliedern halten, enger Körperkontakt besonders zu Kindern, Jugendlichen und Schwangeren sollte weitgehend vermieden oder kurz gehalten werden.
Das radioaktive Jod wird über alle Körpersäfte, insbesondere über den Harn, ausgeschieden. Verwendetes Geschirr und Besteck sowie Wäsche und Bettzeug müssen gesondert gereinigt werden, auf der Toilette sollte auf besondere Hygiene geachtet werden. Nach spätestens zwei Monaten ist das radioaktive Jod zur Gänze ausgeschieden bzw. abgebaut.
Nach der Behandlung kommt es (wie auch nach einer Schilddrüsenoperation) zu einer langfristigen Unterfunktion der Schilddrüse. Diese entwickelt sich innerhalb von Wochen bis Monaten nach der Radiojodtherapie und kann problemlos mit Schilddrüsenhormontabletten behandelt werden. Gerade in dieser Phase sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Schilddrüsenhormone in Tablettenform haben im Gegensatz zu Thyreostatika keine gefährlichen Nebenwirkungen, wenn die Dosierung regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls angepasst wird.
Patientinnen sollten nach der Radiojodtherapie innerhalb der darauffolgenden sechs Monate nicht schwanger werden und daher auf Empfängnisverhütung achten.
Ist die Radiojodtherapie gefährlich?
Nein. Man ist zwar einmalig und vorübergehend einer gewissen Strahlenbelastung ausgesetzt, die Vorteile der Radiojodtherapie (idealerweise Heilung der Schilddrüsenerkrankung ohne Operation) überwiegen aber. Die Therapie wird weltweit seit über 60 Jahren angewandt, daher weiß man, dass das Krebsrisiko durch diese einmalige Strahlenbelastung nicht erhöht ist.
Der Strahlenschutz in Österreich wird sehr ernstgenommen, die gesetzlichen Bestimmungen sind streng. Eine Radiojodtherapie wird selbstverständlich nur empfohlen, wenn eine medizinische Berechtigung dafür besteht.